Deutsch-französische Freundschaft

Geschichtsträchtiges Leuchtturmprojekt

Centre Français de Berlin

Seit über 20 Jahren wird im Kulturzentrum „Centre Français“ im Berliner Bezirk Wedding die deutsch-französische Freundschaft aktiv gelebt. Mit einer energetischen Sanierung soll das Zentrum jetzt fit für die Zukunft gemacht werden und als Leuchtturm der deutsch-französischen Kooperation im Energiebereich fungieren.

Eine deutsch-französische Geschichte …

Das Centre Français de Berlin (CFB) blickt auf eine 60-jährige deutsch-französische Geschichte zurück. Von der französischen Militärregierung 1960 erbaut, diente der Gebäudekomplex ursprünglich als Kulturzentrum für die in Berlin stationierten französischen Soldaten. Nach dem Mauerfall und dem Abzug der Besatzungsmächte vereinbarten die Regierungen Frankreichs und Deutschlands, das Centre Français wiederzueröffnen: als Treffpunkt im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft und der europäischen Völkerverständigung.

Heute organisiert das CFB vielfältige Aktivitäten in den Bereichen Jugend, Bildung und Kultur. Der Schwerpunkt liegt etwa auf Austauschprojekten zwischen Fachkräften und Schülerinnen und Schülern aus Deutschland und Frankreich, auf interkulturellen Kunstveranstaltungen und der Belebung der Städtepartnerschaft Berlin-Paris.

… nachhaltig weiterschreiben.

Während die deutsch-französische Freundschaft hier also beständig erneuert wird, zeigt der Gebäudekomplex des CFB inzwischen Alterserscheinungen. Gerade in energetischer Hinsicht besteht dringender Sanierungsbedarf, um das CFB als geschichtsträchtigen Ort der deutsch-französischen Freundschaft zu erhalten.

Die Deutsch-Französische Energieplattform unterstützt das CFB dabei, das Zentrum im Zuge der baulichen Sanierung zu einem Aushängeschild für zukunftsfähige Gebäude mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung zwischen dem CFB und der Deutsch-Französischen Energieplattform wurde im Frühjahr 2020 geschlossen.

Das Gebäude, das unter anderem ein Restaurant, ein Hotel und ein Kino beherbergt, soll nun mit einer energetischen Sanierung energieeffizient werden. Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes ist anspruchsvoll und erfordert innovative Ideen. Deutsche und französische Architektinnen und Architekten sollen an der Umsetzung des Sanierungsvorhabens beteiligt werden.

Die besten Konzepte für die energetische Sanierung werden in einer europaweiten Ausschreibung ermittelt, sodass das Centre Français zu einem Leuchtturm der energetischen Sanierung wird.

Gemeinsam mit dem CFB sollen außerdem relevante Akteure in Deutschland und Frankreich identifiziert und eingebunden werden, um breite politische und finanzielle Unterstützung für die Sanierungsmaßnahmen zu erlangen.

1. Das Centre Français de Berlin (CFB) feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Jubiläum. Wozu wurde es damals errichtet und wie hat sich die Aufgabe des Centre in 60 Jahren gewandelt?

Das Centre Culturel de Wedding wurde vor 60 Jahren von der Französischen Militärregierung gegründet und diente bis zum Abzug 1994 als Kulturstätte für die frz. Soldaten aber auch für die lokale Berliner Bevölkerung. Sie wurde dann als gemeinnützige, deutsch-französische GmbH weiterbetrieben mit dem Ziel, eine Begegnungsstätte für insbesondere für junge Menschen ins Leben zu rufen. Neben einem reichen kulturellen Angebot, liegt der Schwerpunkt insbesondere auf der internationalen Jugendarbeit.

2. Das CFB ist heute ein internationaler Ort der Begegnung für Jugendliche und Fachkräfte aus Deutschland, Frankreich und der Welt - und gleichzeitig ein Kulturzentrum für die direkte Nachbarschaft im Berliner Bezirk Wedding. In den letzten beiden Jahren waren Begegnungen wegen der Corona-Pandemie nur sehr eingeschränkt möglich. Wie ist das CFB damit umgegangen?

Es war keine einfache Zeit für eine Begegnungsstätte, aber insbesondere in der ersten Phase haben wir viele Dinge ausprobiert, die wir so sonst nicht gemacht hätten. Zudem mussten wir den Beherbergungsbereich des Centres übernehmen, der vorher von einem Pächter bewirtschaftet wurde. Uns ist auch deutlich geworden, wie wichtig Präsenzveranstaltungen und physische Begegnungen für das soziale Miteinander sind. Aber es gab auch Lichtblicke, wie der individuelle Schüleraustausch Voltaire oder die Freiwilligendienste, die die Teilnehmerzahlen sogar leicht erhöhen konnten in der Pandemie.

3. Das Gebäude des CFB ist dringend sanierungsbedürftig. Durch die Sanierung soll das CFB ein Leuchtturmprojekt für die energetische Sanierung denkmalgeschützter Gebäude werden. Dazu arbeitet das CFB mit der Deutsch-Französischen Energieplattform zusammen. Wie kam es dazu?

Über einen gemeinsamen Kontakt kamen wir relativ schnell ins Gespräch und es wurde dann konkret daran gearbeitet, wie man die energetische Sanierung eines solchen Gebäudes vorantreiben kann. Die vertragliche Konstellation und der Denkmalschutz erschweren die Dinge, deshalb sind wir froh, mit der Deutsch-Französischen Energieplattform einen kompetenten und starken Partner mit im Boot zu haben.

4. Wo liegen die besonderen Herausforderungen bei der Sanierung des Centre?

Vor 60 Jahren wurde sehr minimalistisch gebaut, was optisch sehr schön ist, aber für eine Dämmung oder dergleichen, natürlich kompliziert. Die größte bauliche Herausforderung liegt sicherlich im Denkmalschutz, da die äußere Darstellung des Gebäudes nicht verändert werden darf. Dazu kommt die Suche nach Fördergeldern, um die Finanzierung sicherzustellen.

5. Eine europaweite Ausschreibung soll die besten Ideen für die Sanierung finden. Was erhoffen Sie sich von den eingereichten Vorschlägen?

Es gibt zwei Teile, einmal die Sanierung des Gebäudes, welche sehr technisch sein wird, und die Freiflächen um das Centre herum mit einer Grünanlage, öffentlichem Weg und Parkplatz, der in Zukunft vom Eigentümer begrünt wird. Darauf befindet sich u.a. auch ein Gemeinschaftsgarten, der auch in Zukunft existieren wird. Deren Gestaltung soll in Zusammenarbeit mit der Nachbarschaft erfolgen.

6. Eine so umfassende Sanierung erfordert hohe Investitionen. Was sind hier die konkreten Herausforderungen für das CFB und wie sollen die Modernisierungsmaßnahmen finanziert werden?

Der Eigentümer der Immobilie ist die Bundesrepublik Deutschland, deshalb sehen wir diese auch zunächst in der Pflicht, einen Hauptteil der Sanierung zu übernehmen. Es gab vielversprechende Gespräch mit Mitgliedern der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung und wir werden versuchen, die Finanzierung in der kommenden Legislaturperiode sicherzustellen. Darüber hinaus erhoffen wir uns über das Sanierungsprogramm für die Müllerstrasse eine Kofinanzierung, da das Centre auch ein wichtiger kultureller Akteur für den Bezirk ist.

7. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind auch in der deutsch-französischen Zusammenarbeit die Themen unserer Zeit. Welche Rolle werden diese Themen in Zukunft für die Arbeit des CFB spielen?

Die Themen sind schon seit ein paar Jahren wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit.  So haben wir eine deutliche Reduzierung der Energiekosten vorangetrieben, achten auf Wiederverwertbarkeit und optimale Nutzung von Ressourcen, wo es nur geht. Dadurch, dass wir mit vielen jungen Menschen aus beiden Ländern zusammenarbeiten, merkt man auch, wie sehr dieses Thema die junge Generation unter den Nägeln brennt. Auch ganz konkret erhoffen wir, unseren Beitrag für die Umgebung beizusteuern und so haben wir auf dem Dach z.B. über 16 Bienenvölker und produzieren unseren eigenen Honig, verfügen über ein ausleihbares Lastenrad für den Kiez und haben vor 5 Jahren damit begonnen, einen Gemeinschaftsgarten zusammen mit der Nachbarschaft zu entwickeln.

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Bildquellen: Centre Francais de Berlin (Titelbild), ZffA (Bild im Text)